Exkurs: Der Essay - Eine befruchtende Stilform der wissenschafltichen Verschriftlichung?

Die literarische Form des Essays unterscheidet sich in mehreren Aspekten zu anderen verschriftlichten wissenschaftlichen Darstellungsformen. Abhandlungen, wie Journalartikel, Traktate, aber auch universitäre Abschlussarbeiten unterliegen in der Regel einer strengen Sachlichkeit. Gestützt auf zementierten und wohl dokumentierten Methoden werden Hypothesen und Sachverhalte objektiv untersucht. Die Objektivität wird dabei häufig als Ideal der wissenschaftlichen Arbeit betrachtet und als Grundbedingnis für eine umfassende, systematische und erschöpfende Näherung des jeweiligen Bereichs angesehen.

Der Essay wiederum zeichnet sich durch inhärent subjektiven Charakter aus und unterliegt keinem in Stein gemeißelten Methodenzwang. Er ermöglicht eine Kontaktaufnahme mit dem Thema, welche nicht vordeterminiert ist. Obgleich Argumente und Gedanken nicht losgelöst vom jeweiligen, Zusammenhang oder Ursprung dargebracht werden, so nehmen etwa exakte Grundregeln des wissenschaftlichen Arbeitens, wie Zitate, Verweise, etc., vielfach eine untergeordnete Rolle ein. Die unbefangene Auseinandersetzung mit dem Gegenstand steht im Vordergrund und eine Betrachtungsweise, welche sich bewusst aus unterschiedlichen Blickwinkeln, konstituiert. Der Essay bietet somit den Vorteil, sich auf nicht apodiktische Weise dem Thema zu bemächtigen. Diese strategische Annäherung soll eine geistige Wachheit gewährleisten.

Trotz, oder gerade wegen der subjektiven Betonung, erfüllt der Essays die Kriterien der wissenschaftlichen Verschriftlichung. Die Stilform des Essays ist nur sehr lose an die etablierten wissenschaftlichen „Regeln“ und „Usancen“ gebunden. Trotzdem erachte ich die Stilform des Essays als wertvolles Werkzeug, um einen Sachverhalt knapp und prägnant zu erschließen.

Blog von Andreas Hager

Praxis der wissenschaftlichen Kommunikation

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